Beim SpoBis in Düsseldorf sprach Oliver Mintzlaff, Head of Global Soccer bei Red Bull, über die aktuellen Entwicklung in Leipzig und wie der Erfolg nachhaltig gesichert werden kann. Von Michael Fiala aus Düsseldorf
Oliver Mintzlaff …
… über die aktuelle Position in der Deutschen Bundesliga: „Das haben wir nicht erwartet, dass wir in unserer ersten Bundesliga-Saison da stehen, wo wir jetzt stehen. Wir haben immer gesagt, wir wollen eine sorgenfreie Saison spielen. Dass wir Tabellenzweiter sind, was weder Ralf Rangnick noch Ralph Hasenhüttl erwartet haben.“
… auf die Frage, warum es bei Leipzig besser läuft als bei der Konkurrenz: „Grundsätzlich schauen wir auf uns, es ist schwer zu beurteilen, warum es bei anderen Klubs wie Dortmund oder Leverkusen nicht so gut läuft. Bei uns können wir sagen, dass wir eine kontinuierliche Arbeit gemacht haben. Es ist keine Marketingfloskel, wenn Ralf Rangnick immer wieder gesagt hat, dass wir junge, hochtalentierte Spieler haben wollen. Das waren Spieler, die jeder andere Verein auch holen konnte. Wir haben 8, 9 Spieler, die regelmäßig in der Startelf stehen, die auch schon in der vergangenen Saison in der zweiten Liga bei uns gespielt haben. Das ist ein konsequenter Weg, auch wenn es aktuell überrascht, dass wir jetzt so weit vorne stehen. Auf lange Sicht ist dies aber keine Überraschung, weil wir etwas aufbauen.“
… auf die Frage, ob Leipzig auch bald die Spieler von Bayern weggekauft werden: „Das Fußball-Business ist sehr schnelllebig, wir haben einige Spieler, die sicherlich auch das Potenzial haben, in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen. Dass es dann Begehrlichkeiten geben wird, sind wir uns bewusst. Die sportliche Führung hat die Hausaufgaben gemacht, wir haben langfristige Verträge, um eine Planungssicherheit zu haben.“
… über die Relevanz des Nachwuchs-Leistungszentrums in Leipzig: „Das ist extrem wichtig, wir haben eine lange Vision. Dementsprechend war es wichtig, dass wir nicht nur in Beine, sondern auch in Steine investieren. Wir brauchen junge Spieler, die frühzeitig unsere Spielphilosophie kennenlernen. Das ist ein großes Investment, das aber absolut wichtig und notwendig war.“
… über kommerzielle Ziele: „Zielsetzung im Hospitality-Thema ist es, den Bereich auszubauen. Wir haben uns ja dazu entschlossen, das Stadion zu kaufen. Wir haben uns im Zuge des Kaufprozesses intensiv mit der Thematik beschäftigt. Jetzt gilt es zu überlegen, in wie vielen Bauabschnitten wir die Kapazitäten erweitern können. Mit den aktuell 42.000 Plätzen fühlen wir uns nicht so wirklich wohl, wir denken an eine Kapazität von bis zu 60.000, das hat auch die Machbarkeitsstudie bestätigt. Primär ist für uns jetzt wichtig, wie wir relativ schnell den Hospitality-Bereich ausbauen können, um diese Säule schnell zu stärken.“
… über die Personalsuche für den kommerziellen Bereich: „Es gibt Defizite im Fußball-Bereich. So wie wir das Management im Fußball-Bereich definieren und wenn wir uns dann umsehen bei anderen Vereinen, sehen wir, dass es insbesondere auf der kaufmännischen Ebene Nachholbedarf gibt. Da hat man viele Personen, die in Personalien und Verantwortungen reinrutschen. Das ist nicht unser Ansatz. Wir definieren das anders. Wenn Sie mich grundsätzlich fragen, sehe ich schon, dass der Fußball auf der wirtschaftlichen Seite Know-How gebrauchen könnte.“
… wie Personal für Leipzig ausgesucht wird: „Für uns ist immer wichtig, dass wir „Best Man und Woman for the Job“ suchen. Unseren Finanzchef haben wir beispielsweise nicht aus der Fußball-Branche geholt, wir schauen schon auch, welche guten Profile es auch außerhalb des Fußballs verfügbar sind. Das macht auch Sinn, dass man sich Expertise aus verschiedenen Bereichen holt. Wir führen ein Mittelständisches Unternehmen, das sehr stark von Emotionen geprägt ist. Wir dürfen uns aber gerade in kommerziellen Bereichen nicht davon leiten lassen, ob wir jetzt Zweiter sind oder ganz unten in der Tabelle sind. Wir brauchen hier eine Ruhe.“
… über die aktuelle Struktur von Leipzig: „Wir haben großen Nachholbedarf. Wir existieren seit sieben Jahren und spielen das erste Jahr in der deutschen Bundesliga. Wir sind mit unseren Strukturen noch nicht Champions-League-tauglich. Der sportliche Bereich ist eindeutig schneller gewachsen als der wirtschaftliche. Die Fluktuation ist im Sport deutlich schneller als im kommerziellen Bereich. Bayern München ist hier mein Lieblings-Benchmark-Klub. Das ist ein Verein, der über viele Jahre sehr konstant und erfolgreich in vielen Bereichen arbeitet. Da sind viele Dinge, wo wir neidisch draufschauen, auch im kommerziellen Bereich. Das ist beeindruckend, was der FC Bayern macht. Wir wollen uns an den besten orientieren und das ist in Deutschland der FC Bayern, ohne Wenn und Aber. Wir müssen die Strukturen permanent anpassen, das ist ein Ongoing-Prozess, der noch zwei, drei Jahre dauern wird. Wir müssen auch noch abwarten, wie es ist, wenn wir international spielen. Da wird es noch einige Learnings geben.“
‚Snap Lenses‘: Snapchat kooperiert mit Spitzenklubs
Vergangenes Wochenende hat Snapchat ein neues Tool für 13 europäische Top-Klubs gelauncht. In Deutschland sind etwa Bayern München und Borussia Dortmund mit dabei. Österreichische Klubs sucht man vergebens.
… über schnelle Kommunikation innerhalb des Klubs: „Wenn man sich die Mitarbeiterzahlen bei uns ansieht, behaupte ich, dass wir die schlankeste Struktur innerhalb der Bundesliga haben und so auch schnelle Entscheidungen treffen können.“
… auf die Frage, wie nach neuem Personal gesucht wird: „Wir sind schon auf der Suche nach ein paar Key-Managern. Es ist nicht so, dass wir bewusst nicht im Fußball-Segment nach diesen Leuten suchen, aber wir haben keine gefunden. Wir haben uns überlegt: Welcher Geschäftsführer passt zu unserem Verein, passt zu unserer Marke und passt auch zu Ralf Rangnick. Diese Person muss man erst einmal finden. Da hatten wir noch nicht den „perfect fit“. Daher haben wir den Radius etwas größer gemacht.“
… darüber, ob Ralf Rangnick ersetzbar wäre: „Ohne Ralf Rangnick würden wir jetzt nicht in der Bundesliga spielen. Als wir im zweiten Jahr in der zweiten Liga waren und intensiv mit Tuchel verhandelt haben, hat es geheißen: Er kommt, er kommt nicht, er kommt, etc. Irgendwann war es dann zu Ostern klar, dass wir nicht zusammenkommen. Es gab dann zwar Alternativen, aber es war nicht die perfekte Lösung dabei. Ralf Rangnick hat dann Verantwortung übernommen und das Team gecoacht. Es wäre extrem schwierig, einen Ralf Rangnick zu ersetzen. Es wäre aber auch verdammt schwierig, einen Ralph Hasenhüttl zu ersetzen, weil er einfach perfekt zu Rangnick passt.“
>>> Fußball-Business News direkt in das Postfach – jetzt zum Newsletter anmelden