Mit 1.1.2017 wird Gerhard Krisch die Position des General Managers beim FC Vienna 1894 übernehmen. 90minuten.at hat mi dem zukünftigen Geschäftsführer über das schwierige Jahr 2016 gesprochen und einen gemeinsamen Ausblick auf die kommenden Jahre geworfen.
Die Vienna gliedert ihren Profibetrieb in eine GmbH aus. Ist dies auch eine Ansage an die Zukunft, ein potenzieller Kandidat für die neue Tipico-Bundesliga zu sein?
Gerhard Krisch: Die Vienna ist nicht nur aufgrund ihrer Geschichte ein potenzieller Kandidat für den Profisport. Mit Hans Kleer haben wir einen anerkannten Experten im Profifußball für den Verein gewinnen können und deshalb sehe ich sportlich gute Chancen, uns mittelfristig für die beiden höchsten Spielklassen der österreichischen Bundesliga zu qualifizieren. Wir müssen alles versuchen, um dieses sportliches Ziel zu erreichen. Für mich, als Geschäftsführer bzw. General Manager des FC Vienna 1894, kann dieses Ziel jedoch nur auf Basis einer stabilen wirtschaftlichen Position erreicht werden.
Blicken wir noch einmal kurz zurück: 2016 war kein einfaches Jahr für die Vienna. Vor allem die Tage rund um die Lizenzerteilung waren heftig. Das führte sogar soweit, dass der Hauptsponsor im Namen der Vienna die Bundesliga frontal attackierte. Da hat man wohl viel Porzellan zerschlagen, auch wenn man beispielsweise an potenzielle Sponsoren rund um den Klub denkt?
Sie haben es auf den Punkt gebracht, auch wenn ich versuche, nicht in die Vergangenheit zu blicken. Wir sind in den letzten Jahren, vor allem in der Zeit von Care Energy, in der Öffentlichkeit nicht professionell aufgetreten, haben viel Image und Reputation zerstört. Das hat schlussendlich bei der Hauptversammlung in diesem Jahr zum unrühmlichen Höhepunkt mit einer Kampfabstimmung geführt. Die Mitglieder haben eine Entscheidung getroffen und jetzt ist es eine unserer Hauptaufgaben, dieses Bild wieder zu korrigieren und das Image des FC Vienna 1894 wieder herzustellen.
Es gab zuletzt Strategiemeetings. Was ist die Erkenntnis aus diesen Meetings gewesen?
Im Rahmen unserer Strategiesitzungen haben wir als ersten Schritt beschlossen, unsere Kampfmannschaft im 1.Quartal 2017 in die bereits bestehende GesmbH auszulagern. Nachdem wir aufgrund des Wartungserlasses des Finanzministeriums die Kriterien eines Profivereins erfüllen, ist das auch eine Notwendigkeit um etwa den Status der Gemeinnützigkeit des Vereines nicht zu gefährden. Der Tatsache entsprechend, dass man ein Unternehmen wie den FC Vienna 1894 nicht nebenbei managen kann, haben wir Rechnung getragen und werden deshalb die internen Strukturen mit 01.01.2017 adaptieren um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Das ist auch die Basis dafür, dass wir in allen Bereichen Kosten reduzieren und Einnahmen steigern können. Ein weiterer, zentraler Punkt wird auch sein, das Vertrauen in das Management und das Präsidium des FC Vienna 1894 zurückzugewinnen. Das geht nicht von heute auf morgen und ich gehe nicht mit dem Anspruch an diese Aufgabe heran, dass sich in drei Monaten alle wieder geschlossen hinter den Verein stellen werden. Wir müssen wieder Handschlagqualität beweisen. Wir müssen das tun, was wir ankündigen, und das mit einem vernünftigen wirtschaftlichen Zugang. Ein ausgeglichenes Budget ist die Basis dafür und ich stehe nicht für „Harakiri-Politik“ zur Verfügung.
Welches Budget wird man dafür pro Jahr brauchen?
Ich denke, dass wir uns mit dem aktuellen Budget auch in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse behaupten können. Wir haben mit Care Energy einen Hauptsponsor, der uns seit Jahren massiv unterstützt und die Hauptlast unseres Budgets trägt. Auch daran müssen wir ab sofort mit Hochdruck arbeiten. Kurz gesagt: Wir müssen vor allem unsere Einnahmen optimieren und auch die Kostensituation verbessern.
Wollen Sie verraten, welches Budget die Vienna derzeit hat?
Nein, über Budgetzahlen möchte ich nicht sprechen.
Wie sieht es mit einer möglichen Lizenz für die kommende Saison aus?
Wir werden wie angekündigt bis 15. Jänner überlegen, wie wir mit der Lizenzierung fürs kommende Jahr umgehen. Danach werden wir die erforderlichen Maßnahmen aufsetzten und unsere Entscheidung entsprechend kommunizieren. Einen unglücklichen Auftritt wie vergangenes Jahr würde ich dem Verein gerne ersparen.
Der FAC hat sich in Wien als Nummer drei von Wien in den vergangenen Jahren etabliert. Will die Vienna künftig diese Position wieder einnehmen?
Die Vienna ist ein traditionsreicher Klub mit einer äußerst erfolgreichen sportlich Geschichte.Wir haben ein einzigartiges Stadion und Fans, um die uns viele Vereine zurecht beneiden. Es muss ganz klar unser Ziel sein, auch sportlich weiterzukommen. Wir wollen auch oben „anklopfen“ aber ich halte wenig von Kampfansagen. Jetzt müssen wir zunächst unsere Hausaufgaben machen und auf uns selbst schauen. Wir wollen attraktiven Fußball spielen und unsere Fans gut unterhalten.
Sie haben das „einzigartige Stadion“ angesprochen. Die Bundesliga hat in den vergangenen Wochen die Schrauben in Punkto Infrastruktur abermals angezogen. Wie realistisch ist überhaupt künftig eine Bundesliga-Lizenz für die Vienna aus diesem Blickwinkel?
Das ist dann schon der übernächste Schritt. Die „Care Energy“ Naturarena ist einzigartig. Wir müssen neue Konzepte erarbeiten um unser Stadion effizienter zu nutzen und für die kommenden Aufgaben „fit“ zu machen. Wenn wir dies nicht Schritt für Schritt machen, wird es nicht funktionieren. Was die Bundesliga verlangt, ist für alle Vereine eine wirtschaftliche Herausforderung. Grundsätzlich ist alles vorstellbar, aber wir werden Partner brauchen, die uns dabei unterstützen. Partner, wie die Gemeinde Wien, die uns auch zukünftig hoffentlich unterstützen wird.
Sie haben einen erfolgreichen Job verlassen, um ab 1.1. 2017 bei der Vienna als Geschäftsführer zu arbeiten. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen?
Ich habe bereits vor einigen Monaten die Entscheidung getroffen, meinen bisherigen Job zu kündigen und das Unternehmen zu verlassen. Diese Entscheidung hatte überhaupt nichts mit der Vienna zu tun. Ich habe andere Jobangebote geprüft, mich aber sehr rasch für die Aufgabe bei der Vienna entschieden. Die Vienna, den ältesten österreichischen Fußballverein dabei zu unterstützen, seine ambitionierten Ziele zu erreichen, ist eine spannende Herausforderung. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe, auf die Zusammenarbeit mit unserem Präsidium, unseren Mitarbeitern, den Sponsoren und Kooperationspartnern sowie unseren Fans und werde versuchen meine langjährige Managementerfahrung einzubringen, um unsere sportlichen und wirtschaftlichen Ziele zu erreichen.
Danke für das Gespräch!
>>> Siehe auch: Vienna – Adè Selbstzerfleischung, Hallo Neuanfang