Wie wirkt sich die Ligenreform auf den Geldfluss der Vereine aus? business.90minuten.at hat nachgefragt und nachgerechnet. Von Michael Fiala
Eines der wichtigen Themen der vor wenigen Tagen vorgestellten Liga-Reform war die Neustrukturierung der Geldverteilung des TV-Vertags. Bisher war es so, dass 22% der gesamten TV_Einnahmen (rund 21 Mio. Euro effektive Einnahmen), also etwa 4,6 Mio. Euro an die 10 Klubs der Sky-Go-Ersten-Liga gezahlt wurden. Der Rest geht aktuell zu 65% an die Bundesliga-Klubs (ca 1.4 Mio. Euro pro Klub) und zu 12% an die Bundesliga-Geschäftsstelle zur Deckung der Adminstration. Jeder Sky-Go-Erste-Liga Klub hat bisher rund 450.000 Euro aus dem TV-Topf pro Jahr bekommen (siehe Grafik unten).
In dieser für die Profiklubs wichtigen Diskussion ging es einerseits nicht nur um den Betrag, den die Klubs der künftigen zweiten Liga bekommen werden, sondern vielmehr auch darum, wie viel den 12 Profi-Klubs der Tipico-Bundesliga künftig vom lukrativen TV-Kuchen bleiben wird. Die Vorgabe der Tipico-Klubs an die Bundesliga-Führung im Zuge des Reformprozesses war, dass durch die Reform kein TV-Geld verloren gehen darf. Kurz gesagt: Jeder der 12 Tipico-Klubs will ab 2018/19 mindestens genauso viel TV-Geld erhalten wie jetzt unter den 10 Vereinen jeder Klub erhalten hat. 90minuten.at hat nachgerechnet.
Jährlich 2,3 Mio. Euro von oben nach unten
90minuten.at hat bei Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer nachgefragt. Zum künftigen Fördertopf sagte er: „Insgesamt wird die neue zweite Liga von ÖFB und Bundesliga mit einem Fixbetrag von 3,3 Mio. Euro pro Jahr gefördert. Davon muss man noch die administrativen Kosten wie Schiedsrichter, etc. abziehen. Schlussendlich bleiben mindestens 2,3 Mio. Euro über, die auf die Klubs der neuen zweiten Liga verteilt werden.” Rund 2,3 Mio. Euro sind auch der Betrag vom Gesamt-Topf, der laut Ebenbauer von den Bundesliga-Klubs getragen wird. Damit wird künftig statt einem prozentuellen Anteil ein Fixbetrag von oben nach unten fließen. Basierend auf dem aktuellen TV-Vertrag heißt dies: Statt den 4,6 Mio. Euro werden die Klubs der zweiten Liga nur noch 2,3 Mio. Euro bekommen. Dafür müssen die Klubs aber auch keine Vermarktungsrechte mehr abtreten und können sich nahezu komplett selbst vermarkten, also auch TV.
Die konkrete Aufteilung der finanziellen Mittel in der künftigen zweiten Liga gestaltet sich künftig wie folgt:
Topf-Regelung: Drei Mal ein Drittel
Über die künftige Aufteilung des Topfes für die neue zweite Liga sagte Ebenbauer auf Nachfrage von 90minuten.at: “Ein Drittel des Topfes ist ein Fixbetrag pro Klub, das zweite Drittel ist für den Einsatz für junge Österreicher (U22) vorgesehen und das dritte Drittel wird nur unter jenen Klubs aufgeteilt, die die Lizenzkriterien für die oberste Spielklasse erfüllen. Da dies wohl nicht so viele Klubs sein werden, ist dieser Betrag pro Klub vermutlich relativ hoch, aber auch gedeckelt. Wenn nur ein Klub sich lizenzieren lässt, wird der restliche Betrag auf die anderen Säulen aufgeteilt.”
„Der Deckel in der dritten Säule pro Klub liegt bei 250.000 Euro“, ergänzt Ebenbauer. Wichtig ist es zudem zu wissen, dass von der Verteilung der Töpfe die Amateurmannschaften der Bundesligaklubs (bis zu drei sind erlaubt) ausgeschlossen sind. In der Regel werden die ersten beiden Säulen (Fixbetrag, U22) also auf 13 Klubs aufgeteilt.
Damit ergibt sich künftig für die Klubs der neuen zweiten Liga pro Saison ungefähr folgende Aufteilung: Durch den ersten Sockel entfallen auf jeden Klub 60.000 Euro. Der gleiche Sockelbetrag wird anhand der Jung-Spieler-Regelung, die noch genau zu definieren ist, verteilt. Hier darf jeder Klub mit weiteren 60.000 Euro rechnen, für den einen etwas mehr, für den anderen etwas weniger, je nachdem wie viele U22-Spieler eingesetzt werden.
Lukrative dritte Säule
Interessant und lukrativ ist die dritte Säule: Die restlichen 770.000 Euro werden nur auf jene Klubs aufgeteilt, die die vollen Lizenzkriterien der obersten Spielklasse erfüllen, also etwa eine Rasenheizung haben und auch die anderen, gehobenen Infrastrukturkriterien erfüllen. Mehr als zwei, maximal drei Klubs pro Jahr, wenn überhaupt, werden dies mit Sicherheit nicht sein. Wie von Ebenbauer angekündigt, ist der Betrag pro Klub, der durch die dritte Säule ausgeschüttet wird, mit 250.000 Euro gedeckelt. Interessanter Nebenaspekt: Da der FC Liefering als juristisch eigenständiger Verein gesehen wird, darf auch der Farm-Klub der Bullen an diesen Töpfen mitnaschen. Möglicherweise werden die Lieferinger aber von sich aus auf diese Ansprüche freiwillig verzichten (eine Anfrage läuft).
Fazit: Profiklubs im Optimalfall mit weniger Geld als bisher, aber auch ohne Vermarktunsverpflichtung
Jene Zweitliga-Klubs, die die Lizenzanforderungen künftig nicht erfüllen, dürfen pro Jahr mit rund 120.000 Euro Förderung von oben rechnen. Schwellenklubs wie Austria Lustenau, etc. – sofern sie die Lizenzanfordernungen erfüllen – können dann mit weiteren 250.000 Euro kalkulieren und erhalten dann mit maximal 370.000 Euro und rund 90.000 weniger als vor der Reform. Im Gegenzug müssen diese Klubs jedoch für diese Summe keine medialen Rechte an die Liga im Rahmen der Zentralvermarktung abtreten, wie es bisher der Fall war. So oder so wird es aber schwierig, an das große Geld heranzukommen: Bisher haben die Sky-Go-Klubs geringere Lizenzanforderungen erfüllen müssen, ab 2018/19 kommen sie nur dann an das “große” Geld, wenn sie die Anforderungen der Tipico-Bundesliga erfüllen.
Geht die Rechnung für die Tipico-Klubs auf?
Spannend ist auch die Berechnung der künftigen TV-Gelder für die einzelnen Bundesliga-Klubs. Hier gilt vor allem zu beachten, dass sämtliche hier getätigten Berechnung auf Basis des aktuellen TV-Vertrags erfolgen.
Im Gegensatz zu früher ist die Förderung der zweiten Liga derzeit mit einem Fixbetrag (3,3 Mio. Euro) kalkuliert und nicht prozentuell (22% der TV-Einnahmen) abhängig von den TV-Geldern. Von den 3,3 Mio. Euro übernimmt die Bundesliga 2,3 Mio. Euro. Zum Vergleich: Bisher zahlten die 10 Bundesliga-Klubs rund 4,6 Mio. Euro pro Jahr an die zweithöchste Spielklasse. Im Gegensatz dazu werden die Einnahmen künftig auf 12 statt bisher 10 Klubs aufgeteilt.
Küftig mehr Potenzial für die Tipico-Klubs
Auf Basis dieser Annahmen würde sich der TV-Topf (auf Basis des aktuellen TV-Vertrags) wie folgt errechnen: Von den 21 Mio. Euro wandern 2,3 Mio. Euro an die zweite Liga, 2,52 Mio. wandern an die Geschäftsstelle. 16,18 Mio. Euro bleiben damit zur Verteilung auf die 12 Klubs, was rund 1,35 Mio. Euro pro Klub entspricht (unabhängig davon, dass künftig nicht jeder Klub gleich viel vom Topf bekommen wird). Zum Vergleich: Aktuell werden 66% der TV-Einnahmen an die Bundesliga-Klubs ausgeschüttet, was rund 13,86 Mio. Euro entspricht. Jeder Klub bekommt also ungefähr 1,386 Mio. Euro, wobei es auch jetzt schon so ist, dass Aufgrund des Verteilungsschlüssels der eine oder andere Klub geringfügig mehr bekommt als andere.
Für die künftigen Tipico-Klubs bedeutet der Reform-Vertrag auf Basis des aktuellen TV-Vertrags keine Steigerung. Interessant wird es vor allem dann, wenn sich die Summe der TV-Gelder signifikant ändert: Gelingt der Bundesliga-Führung eine Steigerung der TV-Gelder (gleichzeitig mit der Liga-Reform wird auch ein neuer TV-Vertrag abgeschlossen), bleibt den Tipico-Klubs auch deutlich mehr Geld über als vor der Reform, da der Förder-Fixbetrag sich für die zweite Liga nicht ändert. Umgekehrt könnte dies aber auch zum Boomerang werden: Sinken die TV-Gelder (was theoretisch aber wohl nicht praktisch denkbar ist), hat der Förderungs-Fixbetrag die entgegengesetzte Wirkung: Dann profitieren die Vereine aus der zweiten Liga und die Vereine aus der Tipico wären die Verlierer.