Im Interview mit 90minuten.at spricht Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer über die aufgehende Schere im europäischen Fußball und in den nationalen Ligen, welche Forderungen man an die UEFA hat und wie eine Alternative zur Champions League aussehen könnte.
Vergangene Woche trafen sich am 30. und 31. März in Porto die Vertreter der europäischen Ligen zur Hauptversammlung der EPFL (European Professional Football Leagues – siehe dazu auch das Interview mit EPFL-Generalsekretär Georg Pangl) und diskutierten über wichtige Themen im europäischen Fußball. 90minuten.at hat dazu Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer zum Interview gebeten.
90minuten.at: Wie war das EPFL-Meeting aus österreichischer Sicht?
Christian Ebenbauer: Wegen der Champions League Reform wurde im Herbst 2016 beschlossen, das Memorandum of Understanding mit der UEFA zu kündigen. Bis dato gibt es in der weiteren Entwicklung einen Zwischenstand, aber noch keine Ergebnisse in den Verhandlungen mit der UEFA, wie die weitere Zusammenarbeit aussieht. Sämtliche EPFL-Mitglieder haben zugestimmt, eine weitere Hauptversammlung durchzuführen, damit in den kommenden zwei Monaten die beauftragten Personen in den Verhandlungen zu einem Ergebnis kommen können.
90minuten.at: Welche Szenarien gibt es, wenn es zu keiner Einigung kommen könnte?
Ebenbauer: Das Ganze ist natürlich ein heikles Thema, aber die Reform ist beschlossen und wird auch so umgesetzt. Die Frage für die EPFL wird generell sein, welche Aufgaben die EPFL für ihre Mitglieder übernehmen kann und wie die weitere Ausrichtung aussieht. Dem Großteil der Ligen ist bewusst, dass auf Grund der größer werdenden finanziellen Schere durch die UEFA Reform betreffend die UEFA Klubbewerbe auch der Wettbewerb insbesondere innerhalb der kleinen und mittleren Ligen leidet. Und das unabhängig davon, dass die Rechte der UEFA Klubbewerbe sowieso die härtesten Konkurrenzprodukte zu den nationalen Fußballrechten am jeweiligen Rechtemarkt sind.
90minuten.at: Können Sie das konkretisieren?
Ebenbauer: Nehmen wir das Beispiel Portugal her: Da gibt es zwei starke Klubs mit Benfica und Porto. Wenn einer dieser oder beide Klubs in die Champions-League-Gruppenphase kommen, werden laut ersten Berechnungen diese Klubs bei gleichbleibendem Erfolg um ca. 30% mehr als derzeit einnehmen. Die Klubs, die in die Europa League kommen, sollten gleichbleiben bzw. nur eine leichte Steigerung erhalten. Die reinen Solidarzahlungen an alle anderen Klubs sollen auch geringer werden (Anm. der Redaktion: EPFL-Generalsekretär Georg Pangl sprach von rund 40.000 Euro pro Klub). Damit wird die Vormachtstellung einzelner Klubs in der heimischen Liga noch viel mehr einbetoniert, eine Wettbewerbsungleichheit und damit weniger Spannung wird somit weiter beschleunigt. ..
90minuten.at: Ein Thema ist auch der Zusammenschluss von Ländern in transnationalen Ligen, oder?
Ebenbauer: Es ist wichtig, hier genau zu definieren: Wir reden hier von transnationalen Bewerben, die aber nicht statt den bisherigen Meisterschaften stattfinden sollen. Hier gibt es Gespräche gemeinsam mit der UEFA und nicht gegen die UEFA. In der aktuellen Phase ist es ein Brainstorming.
90minuten.at: Wie könnte so ein Bewerb aussehen?
Es geht hier vor allem um die Phase im Frühjahr, wenn aus den kleineren Ligen kaum mehr Vereine in der Champions League und zum Teil auch nicht mehr in der Europa League sind. Hier gibt es Ideen eines länderübergreifenden Turnierbewerbs, aber wie schon erwähnt sind wir hier erst in der Brainstorm-Phase.
90minuten.at: Welche Länder reden hier gemeinsam?
Ebenbauer: Derzeit evaluieren wir zusammen mit der Schweiz, Schottland, Niederlande, Belgien und Dänemark. Das Ganze ist natürlich in erster Linie eine Terminplan-Thematik, um hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wir wollen hier einen Ausgleich schaffen, wenn es sinnvoll möglich ist.
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